Donnerstag, 23. Mai 2024

Ein Titel fehlt noch!

 

Maintal – Mehrfacher Deutscher Meister, fünffacher Europameister und dreifacher Weltmeister: Die Bilanz des 32-jährigen Jiu-Jitsu-Kämpfers Alexander Sak macht klar, dass er zu den weltbesten Athleten seiner Sportart gehört. Erst vor vier Jahren kam er mit seiner Familie aus Russland nach Deutschland und kämpft seitdem für die deutsche Nationalmannschaft in der Gewichtsklasse +94 kg. Auch bei der an diesem Wochenende anstehenden Jiu-Jitsu Europameisterschaft in Gelsenkirchen geht der Sportler des SC Budokan Maintal als Favorit ins Turnier. 


 

Im Leben des erfolgreichen Sportlers dreht sich alles um den Kampfsport. Angefangen hat alles in seiner Heimatstadt Saosjorny - einer kleinen Stadt mitten in Sibirien. Zunächst im Judo und Sambo, einer russisch-sowjetischen Kampfsportart, aktiv, entscheidet sich das Kraftpaket 2014 auf Jiu-Jitsu umzusteigen. „Ich wollte mehr kämpfen. Beim Judo ist es so, dass das meiste im Stand stattfindet. Beim Jiu-Jitsu dagegen bleibt man zum Großteil am Boden und man hat die Chance, sich zu befreien, selbst wenn man auf dem Rücken liegt. Ich kann im Jiu-Jitsu meine Ground-Fighting-Qualitäten einfach besser nutzen“, erklärt der Träger des schwarzen Gürtels (Blackbelt). Die ursprünglich von den japanischen Samurai stammende Kampfkunst verlangt ihren Athleten alles ab. Neben viel Kraft und Konzentration kommt es auch auf die richtige Technik an. Denn Ziel ist es, seinen Gegner mit Würge- und Hebeltechniken zum Aufgeben zu zwingen oder mit Hilfe von vorteilhaften Positionen oder Aktionen Punkte zu sammeln.

Sak wird immer erfolgreicher. 2016 gibt er seinen Beruf als Fitnesscoach auf, verlässt seine Heimatstadt und zieht in das fast 3300 Kilometer entfernte Moskau. In der russischen Hauptstadt findet er die idealen Bedingungen für sein Dasein als Profisportler vor. So bietet ihm die größte Stadt Russlands nicht nur zahlreiche Trainingspartner auf hohem Leistungsniveau, sondern auch die Möglichkeit, unkompliziert zu Turnieren auf der ganzen Welt zu reisen. Der Vater einer fünfjährigen Tochter und eines dreijährigen Sohnes - damals noch kinderlos - gewinnt in dieser Zeit regelmäßig Turniere in Amerika, Asien und auch der wohl bedeutendsten Stadt für den Sport, Abu Dhabi.

Außerdem geht er zwischen 2016 und 2020 auch für die russische Nationalmannschaft auf die Matte und erkämpft sich unter anderem einen Europa- und Weltmeistertitel. Im Sommer 2020 erfüllen sich Sak und seine Frau einen Traum: „Mein Ziel war es eigentlich immer, in die USA nach Kalifornien auszuwandern. Dort ist Jiu-Jitsu sehr beliebt. Allerdings habe ich dann erfahren, dass mein Opa väterlicherseits aus Deutschland kommt, weshalb ich hierhergekommen bin.“ Dem ehrgeizigen Jiu-Jitsu-Kämpfer ist es von Anfang an wichtig, sich zu integrieren. Kurz nach seiner Ankunft in Deutschland belegt er einen Intensivkurs und lernt jeden Tag sechs Stunden Deutsch. Dafür schraubt er sogar seinen ansonsten so vollen Trainingsplan zurück: Sechs Tage die Woche trainiert er meistens zweimal am Tag. Vier dieser Einheiten verbringt er im Kraftraum. Das ist auch notwendig. Denn in seiner Gewichtsklasse +94kg kann es schonmal sein, dass er auf Gegner trifft, die 20 Kilogramm mehr auf die Waage bringen als er.

Seit einigen Jahren erlebt Deutschland einen regelrechten „Kampfsport-Hype“. Das hat auch Sak wahrgenommen, der mit zwei deutschen Kollegen im vergangenen Jahr die Jiu-Jitsu League Germany gegründet hat und regelmäßig Turniere in deutschen Großstädten organisiert. Für die Zukunft hat er dabei eine klare Vision: „Wir wollen den Sport in Deutschland mit unseren Open Events, bei denen sich Kämpfer aller Altersklassen ab vier Jahren und aller Nationen anmelden können, voranbringen. Dabei versuchen wir auch ganz gezielt, Sponsoren zu werben, die die Sportler dann unterstützen.“

Schon am 15. Juni findet das nächste große Event in Frankfurt statt. Bereits zweimal haben Sak und sein Team solche Turniere auch schon in Maintal ausgetragen. Immerhin hat er mit dem SC Budokan hier seinen Stammverein, zu dem er aufgrund der guten Trainingsbedingungen gewechselt ist, obwohl er mit seiner Familie derzeit noch in Mönchengladbach lebt. Noch bis Ende des Monats ist der 32-Jährige als Sportsoldat bei der Bundeswehr. Danach - so das Angebot des Vereins - könne er auch als Trainer bei den Maintalern einsteigen und in die Nähe ziehen.

Erfahrung, die er an die nächste Generation weitergeben kann, bringt der mehrmalige Europameister mit Sicherheit genug mit. Sein größtes Highlight war der WM-Sieg 2022 sowohl im Einzel als auch mit der gesamten deutschen Mannschaft in Abu Dhabi mit anschließender Grußbotschaft der damaligen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Lediglich ein Titel fehlt Sak in seiner ansonsten bestens gefüllten Titelsammlung: Die Goldmedaille bei den World Games, einer Art Olympische Spiele für Sportarten, die nicht Teil des olympischen Wettkampfprogramms sind. Das liegt aber ganz einfach daran, dass seine Gewichtsklasse zuletzt 2017 in Polen bei diesem Wettbewerb vertreten war. Damals holte er die Bronzemedaille. Doch er liebt den Sport nicht nur, weil er erfolgreich ist. „Es ist vor allem die Community. Ich habe hier in Deutschland keine Verwandten. Trotzdem kenne ich durch den Sport fast in jeder Stadt jemanden. Das hat mir auch sehr geholfen, mich hier in Deutschland zurechtzufinden“, erzählt er stolz.



Quellenangabe: Hanauer Anzeiger vom 23.05.2024

El Daoudi-Brüder holen zwei Medaillen

 

Maintal – Das vergangene Wochenende verbrachten die Kampfsportler des SC Budokan Maintal erneut auf der Matte: Im niedersächsischen Nienburg fand die Deutsche Meisterschaft der Jugend im Jiu-Jitsu statt. Hier hatten sich die Brüder Mouad und Anas El Daoudi im Vorfeld qualifiziert und gingen als die hessischen Favoriten an den Start. Mit dabei war der Vorstandsvorsitzende Ervin Susnik, der es sich nicht nehmen ließ, die beiden Nachwuchstalente persönlich vor Ort zu betreuen. Am Ende gab es zwei Medaillen zu bejubeln.

 


Für die beiden Maintaler war es die erste Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft und die gesamte Trainingsgruppe fieberte in den sozialen Kanälen mit. Mouad El Daoudi startete in der Klasse unter 85kg der Altersklasse der unter 18-Jährigen. Hier gewann er seinen Auftaktkampf gegen einen Bremer Kontrahenten mit einem deutlichen Ergebnis und begab sich in Richtung Halbfinale. Mit einer knappen Niederlage unterlag er mit nur wenigen Punkten gegen seinen Kontrahenten aus Bayern. In der Trostrunde angekommen, kämpfte er sich hier weiter ins Bronzefinale und überzeugte gegen seinen saarländischen Kontrahenten in einem spannenden Kampf. Mit einer Bronzemedaille beendete er seine erste Deutsche Meisterschaft.

Sein Bruder Anas El Daoudi startete in der Klasse unter 69kg und der Altersklasse unter 16 Jahre. Anas El Daoudi war an diesem Tag nicht zu halten und gewann den ersten Kampf ohne Gegenwertung durch einen beherzten Wurf zu Beginn des Kampfes. Auch seinen zweiten Gegner konnte er mit seinem gefährlichen Wurfansatz auf die Matte bringen, die Punkte dort verwalten und sich in eine Rückenhalteposition vorkämpfen. Hier zwang er seinen Gegner durch eine Würgetechnik zur Aufgabe.

Im Halbfinale gab es einen spannenden Schlagabtausch und beide Halbfinalisten brachten sich abwechselnd auf die „Bretter“. Letztlich entschied ein „Sweep“ über die Punkteführung und der Maintaler zog ins Finale ein. Hier ging er schnell in Führung und hielt diese bis zum Kampfende auf seiner Seite. Mit dem Titelgewinn und der Goldmedaille beendete er dieses Turnier. Die Deutsche Meisterschaft galt als Nominierungsturnier für die Nationalmannschaft und beide Brüder erhielten eine Einladung zur Sichtungsveranstaltung, um sich im nächsten Jahr für die Nationalmannschaft zu qualifizieren. Somit kann man dieses Wochenende als vollen Erfolg der Maintaler Wettkampfgruppe bezeichnen. 

Hanauer Anzeiger vom 23.05.2024